Unsere Patientengeschichten und Einblicke aus dem Unternehmen.
Bevor die Sonne aufgeht über Midsayap, einer Stadt im Süden der Philippinen, ist Roxanne Bingil bereits wach. Das Haus ist still, während sie sich auf ihren Tag vorbereitet. Und der ist geprägt von vielen Anforderungen, denen sie gerecht werden muss — in ihrem Beruf als Dialyse-Pflegerin, in ihre Rolle als alleinerziehende Mutter und im Hinblick auf ihre eigene Gesundheit, da sie sich gerade erst von einer Gesichtsnervlähmung, auch bekannt als Bell-Lähmung, erholt. Sie kocht Frühstück für ihre Familie und legt die Kleidung ihres siebenjährigen Sohnes für die Schule bereit. Als sie zur Arbeit geht, schläft ihr Sohn noch, aber ihre tägliche Routine geht schon weiter.
Bingil starte ihre Karriere vor mehr als einem Jahrzehnt als allgemeine Pflegekraft, als sie begann, sich für die Nephrologie zu interessieren. Seit über acht Jahren ist sie nun Dialyse-Pflegerin; seit 2019 arbeitet sie bei Fresenius Medical Care (FME), wo sie als Leiterin ihrer Abteilung, sowohl für den klinischen als auch den geschäftlichen Betrieb zuständig ist. Heute ist sie Area Associate Manager und leitet den Geschäftsbetrieb von fünf Dialyse-Zentren auf der Insel Mindanao in der Republik der Philippinen.
„Die Dialyse ist ein ganz besonderer Bereich, und ich liebe es, mich um unsere Patientinnen und Patienten zu kümmern”, sagt sie. „Ich kann mich wirklich gut in sie hineinversetzen und liebe meinen Job. Ich glaube, dieser Beruf ist meine Berufung.”
Als alleinerziehende Mutter steht Bingil täglich vor der Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Deshalb ist sie ihrer Familie — insbesondere ihrer Mutter — dankbar, dass sie ihr dabei hilft, diese Aufgaben zu bewältigen.
„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Alleinerziehende kann eine enorme Herausforderung sein“, sagt sie. „Dazu braucht es Organisation, Planung, Unterstützung und vor allem Selbstfürsorge. Ich habe das große Glück, zu Hause und am Arbeitsplatz ein großartiges Unterstützungssystem zu haben.“
Bingils Mutter kümmert sich um ihren Sohn, wenn sie arbeitet, und sie ist dankbar, dass sie am Arbeitsplatz ein Team hat, das sie unterstützt und für sie wie eine Familie ist. Diese Unterstützungsnetzwerk war entscheidend, als Bingil plötzlich mit einer Gesundheitskrise konfrontiert war, die ihr gesamtes Leben durcheinanderbrachte.
An einem ganz normalen Morgen im Jahr 2022 machte sich Bingil für die Arbeit fertig, als sie plötzlich ein seltsames Gefühl in ihrem rechten Auge verspürte. Als sie in den Spiegel schaute, war ihre rechte Gesichtshälfte wie erstarrt, ihr Mundwinkel hing herab und sie hatte Schmerzen. Geschockt ging sie sofort zum Arzt und erhielt die Diagnose Bell-Lähmung.
„Mein Leben nahm eine unerwartete Wendung, als bei mir Bell-Lähmung diagnostiziert wurde, denn mein Gesicht war vier Monate lang gelähmt“, erzählt sie. „Ich musste mein Auge nachts mit Klebeband verschließen und konnte nur durch Strohhalme trinken. Während meiner Genesung blieb ich die meiste Zeit zu Hause, und wenn ich doch hinausging, versteckte ich mich hinter Hut, Sonnenbrille und Maske. Das hatte einen großen Einfluss auf mein Selbstvertrauen, und ich war manchmal sehr nervös, wenn Fotos gemacht wurden.“
Doch während ihrer Genesung erhielt Bingil nicht nur von ihrer Familie die nötige Pflege und Unterstützung, sondern auch von ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Dialyseklinik. So konnten sie sich ausreichend Zeit nehmen, um gesund zu werden, auch weil ihr Vorgesetzter ihr versicherte, dass die Klinik gut versorgt sein würde. Als jemand, die sich sehr für ihre Arbeit engagiert und normalerweise selbst diejenige ist, die andere pflegt, rief Bingil manchmal in ihrer Klinik an, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen und zu fragen, ob sie während ihrer Genesung irgendwie helfen könne.
„Wenn man normalerweise diejenige ist, die Pflege leistet, und dann plötzlich selbst als Patientin auf Hilfe angewiesen ist, kann das eine außergewöhnliche und herausfordernde Erfahrung sein“, reflektiert sie. „Mit diesem Zwiespalt umzugehen, kann komplex sein, aber es bot mir die Chance, eine tiefere Verbindung zu den Erfahrungen meiner Patientinnen und Patienten zu finden.“
Ihr Genesungsprozess war eine Mischung aus Rückschlägen und Erfolgen — und geprägt von dem Lernen, mit sich selbst achtsamer umzugehen. „Die Gesundheit muss immer an erster Stelle stehen. Diese Zeit der Krankheit hat mich dazu gezwungen, die Bedeutung von Selbstfürsorge und der Priorisierung meines Wohlbefindens zu erkennen“, sagt Bingil. „Resilienz bedeutet für mich nicht nur, sich wieder aufzurappeln, sondern auch sich anzupassen und neue Wege zu finden, um trotz Gegenwind voranzukommen.“
Es ist Abend, wenn Bingil von ihrer Arbeit nach Hause zurückkehrt. Sie kocht das Abendessen, hört ihrem Sohn zu, der ihr von seinem Tag erzählt, und bereitet sich auf einen neuen Tag vor. Bingils Geschichte erzählt vom stillen Heldentum des Alltags und sie erinnert uns daran, dass Pflegekräfte immer auch Menschen sind mit eigenen Erfahrungen und eigenen Herausforderungen, die sie zu noch mitfühlenderen Pflegekräften machen können.
Publikationsdatum: Dezember 2025